Das war der 1. Österreichische Fußverkehrsgipfel

Am 23. und 24. September 2025 fand in Graz der 1. Österreichische Fußverkehrsgipfel statt. Über 350 Fachleute aus Verwaltung, Wissenschaft und Praxis diskutierten Strategien und tauschten Erfahrungen aus. Zentrale Botschaft: Fußverkehr ist die Grundlage nachhaltiger Mobilität – und die Gemeinden und Städte sind der Schlüssel dazu.

Lokale und internationale Perspektiven

Elke Zimmer, Staatssekretärin aus Baden-Württemberg, zeigte den Aufbau einer Fußverkehrsstrategie seit 2011. Wiens Fußverkehrsbeauftragte Petra Jens berichtete über die Plattform „Wien zu Fuß“. Internationale Inputs aus München, Stockholm, Barcelona oder Utrecht verdeutlichten, wie Straßenräume durch Begrünung, Verkehrsberuhigung und Beteiligung der Bevölkerung zu lebendigen Aufenthaltsorten werden können.

Alle Vorträge sind auf klimaaktiv mobil abrufbar. 

Graz geht immer – Strategien und Maßnahmen

Graz war Austragungsort für den 1. Fußverkehrsgipfel – und das war nicht zufällig gewählt. Die Stadt verfolgt seit Jahren hohe Ziele für den Fußverkehr: Mit dem Grazer Masterplan gehen, dem Strategiepapier der Stadt, wurden 197 Maßnahmen erfasst, die nach und nach umgesetzt werden. Aktuell wurde dazu die Kampagne „Graz geht immer“ gestartet, die zur Nutzung des Fußweges motiviert.

Preis für herausragende Fußverkehrsprojekte

Im Rahmen des Gipfels wurden elf klimaaktiv mobil Projekte aus ganz Österreich für ihre innovativen Ansätze ausgezeichnet – vom Gehsteigausbau in kleinen Gemeinden bis zu großflächigen Umgestaltungen in Städten.

Besonders gewürdigt wurde das Land Steiermark. Die Fußverkehrsstrategie Steiermark 2030+, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz und beschlossen im Herbst 2023, setzt neue Maßstäbe in der Förderung des Gehens. Mit einer Pilotphase in zehn Gemeinden startete ein österreichweit einzigartiges Modell, bei dem Land und Kommunen nicht nur fachlich, sondern auch finanziell gemeinsam Verantwortung übernehmen. Die daraus gewonnenen Erfahrungen flossen in die 2024 beschlossene Förderrichtlinie ein. Bereits 21 steirische Gemeinden verfügen heute über ein „Örtliches Fußverkehrskonzept“, zehn davon sind bereits in Umsetzung.

alle Gewinner:innen auf einem gemeinsamen Bild - Sie halten die Trophäen und Urkunden in die höhe

Die Ausgezeichneten auf einen Blick

  • St. Pölten (Niederösterreich) – Promenadenumgestaltung mit Schaffung einer breiten Flaniermeile mit viel Grün und Sitzgelegenheiten
  • Fischlham (Oberösterreich) – Querungshilfen über Landesstraße, Ausbau durchgängiger und direkter Fußwege, Verkehrsberuhigung Tempo 30
  • Ried im Innkreis (Oberösterreich) –bis 2035 Schaffung von Gehverbindungen entlang von Bächen, Verkehrsberuhigung und Attraktivierung der Innenstadt, sicheres Gehen im Umfeld von Schulen und Kindergärten
  • Wartberg ob der Aist (Oberösterreich) –Attraktivierung von Freizeitwegen, sichere Schulwegverbindungen, Gehsteig Schulstraße
  • Grödig (Salzburg) –Schaffung sicherer, durchgängiger und kurzer Fußwege, Verbreiterung von Gehsteigen und Aufwertung einer Bushaltestelle im Schulbereich, Querungshilfen
  • Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Steiermark) – Sonderpreis für umfassende Aktivitäten zur Förderung des Fußverkehrs in der Steiermark
  • Graz (Steiermark) – Leitprojekt Neutorviertel mit neuer Straßenbahnstrecke, Geh- und Radwegen, Begegnungszone Kaiserfeldgasse
  • Gröbming (Steiermark) – Projekt Klostergasse mit barrierefreiem Lückenschluss Reha-Zentrum/Pflegeheim, Neugestaltung Stoderplatz
  • Dölsach (Tirol) – Gestaltung sicherer Fußwege zum Zentrum, Verbesserung der Aufenthaltsqualität des Schulvorplatzes, Einrichtung von Elternhaltestellen
  • Innsbruck (Tirol) – Umgestaltung des COOLYMP Olympiaparks am DDr. Alois-Lugger-Platz, Entsiegelung von Flächen und Bepflanzung
  • Liesing – 23. Wiener Gemeindebezirk (Wien) – Masterplan Gehen

Fußverkehr erleben in Workshops und Exkursionen

Neben Fachvorträgen bot der Gipfel ein breites Rahmenprogramm: Mobilitätsfest der Stadt Graz, Expo, interaktive Sessions und Fachexkursionen.

Barrierefreiheit erleben und verstehen

Im Workshop „Erleben, verstehen, handeln“ konnten die Teilnehmer:innen Barrieren im Alltag selbst erfahren, beispielsweise mit dem Rollstuhl oder einer Simulationsbrille. Dadurch wurde das Bewusstsein für Hindernisse im Hinblick auf Barrierefreiheit im Alltag geschärft. Die Teilnehmenden erhielten zudem praktische Tipps für eine angemessene Interaktion bzw. die richtige Hilfestellung. Das Format wurde vom Blinden- und Sehbehindertenverband Steiermark in Kooperation mit dem Odilien-Institut Graz, dem Verein Selbstbestimmt Leben und dem Referat Barrierefreies Bauen der Stadt Graz durchgeführt.

Good-Practices vor Ort erkunden

Graz bietet viele Good-Practice-Beispiele, die die Besucher:innen des Fußverkehrgipfels vor Ort erkunden konnten. Unter der Anleitung von Bernd Schrunner (Stadt Graz) wurde unter anderem der Stadtteil Reininghaus besichtigt. Die Reininghausgründe sind ein ehemaliges Brauerei-Areal. Im Jahr 2008 begann die Entwicklung eines neuen Stadtteils im Herzen von Graz. Für den gesamten Stadtteil hat der Grazer Gemeinderat im Jahr 2010 einen städtebaulichen Rahmenplan beschlossen. Im Zuge dessen wurden die Verkehrsmittel des Umweltverbunds, insbesondere die Bedürfnisse der Fußgänger:innen, in den Fokus gerückt, sodass ein Stadtteil der kurzen Wege entstand.

Viele Personen in der Ferne, die zu Fuß gehen, vorne viel grüne Wiese, im Hintergrund eine Siedlung

Perspektivenwechsel: Auf Kinderfüßen unterwegs

Wie nehmen Kinder ihre Umgebung auf der Straße wahr und was ist ihnen auf ihrem Fußweg wichtig? Katja Hausleitner vom Kinderbüro und Tristan Schachner von der Grätzlinitiative Margaretenbad führten die Teilnehmenden über Kreuzungen, Wohnstraßen und Baustellensituationen – aber nicht ohne Herausforderung: Mithilfe von Periskopen und eigenen Brillen wurde das Sichtfeld aus Kinderaugen simuliert. Zudem kamen Kinderspiele und Kinderwagen zum Einsatz, um die Herausforderungen im Straßenraum sichtbar zu machen.

Ausblick: Nächster Gipfel in Eisenstadt

Zum Abschluss wurde die Gastgeberrolle feierlich an Burgenland und Eisenstadt übergeben. Der 2. Österreichische Fußverkehrsgipfel findet vom 9.–11. September 2026 gemeinsam mit dem 17. Radgipfel statt. Ziel ist es, den in Graz gesetzten Impuls weiterzutragen und das Gehen als selbstverständliche Mobilitätsform zu stärken.

Spezieller Dank für die besondere Unterstützung des 1. Österreichischen Fußverkehrsgipfels geht an den Österreichischen Städtebund, blooming CITIES, die den Ausgezeichneten Gutscheine für eine Visualisierung des nächsten Fußverkehrsprojektes zur Verfügung gestellt haben und eco counter/GPV, die der Steiermark einen Gutschein für ein Fußgängerzählsystem überreicht haben.

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