Mit temporären Maßnahmen langfristig umgestalten

Neue Straßengestaltung direkt im Alltag testen

Die Entscheidung ist gefallen: Eine Straße oder ein Platz soll neugestaltet werden. Doch wie gelingt es, verschiedenste Anforderungen unter einen Hut zu bekommen? Wie können Veränderungen so umgesetzt werden, dass Anrainer:innen, Passant:innen und Besucher:innen gleichermaßen an Bord sind und am Ende Freude an der neuen Umgebung haben? Wir stellen Ihnen eine Möglichkeit vor, die sofort spürbare Vorteile bringt, vor teuren Fehlentscheidungen schützt und im gesamten Prozess kostengünstig bleibt.

Bevor langfristige und kostenintensive Maßnahmen umgesetzt werden, können Sie „Tests“ durchführen. Das Konzept hat viele Namen und Ausformungen – Realexperiment, temporäre Intervention, Tactical Urbanism. Dabei wird eine Straße oder ein Platz für einen begrenzten Zeitraum mit einfachen, günstigen Mitteln umgestaltet. Pop-up Begegnungszonen, provisorische Erholungsoasen oder andere temporäre Lösungen machen Veränderungen erlebbar und schaffen Raum für Feedback. Wichtig ist jedoch die transparente Kommunikation zu Dauer und Umfang des Experiments und das Ziel einer langfristigen Verbesserung der Verkehrssituation. Das vermeidet Frust, wenn Aktionen nach kurzer Zeit wieder verschwinden

Mitreden und gemeinsam gestalten

Viele Vorteile durch temporäre Maßnahmen

  • Mehr Zustimmung: Menschen erleben die Veränderung direkt und können ihre Ideen einbringen.
  • Vertrauensaufbau: Wer mitgestaltet, fühlt sich ernst genommen.
  • Höhere Qualität: Mehr Menschen fühlen sich angesprochen.
  • Kostenersparnis: Teure Fehlentscheidungen lassen sich vermeiden.
  • Zeitgewinn: Erste Verbesserungen sind schnell sichtbar

Durch schrittweise Veränderungen und die frühzeitige Einbindung der Anrainer:innen steigt die Akzeptanz für die neue Gestaltung von Verkehrsflächen. Aktive Beteiligung stärkt nicht nur das Vertrauen in politische Entscheidungen, sondern führt auch zu besseren Lösungen. Durch die laufende Optimierung während des Realexperiments können langfristige Maßnahmen an die tatsächlichen Bedürfnisse der Bürger:innen angepasst werden.

Gleichzeitig werden Kosten gespart, da Anpassungen bereits in der Testphase erfolgen und teure bauliche Änderungen im Nachhinein entfallen. Zusätzlich bringen Realexperimente einen bedeutenden Zeitgewinn: Ohne lange Planungsverfahren können erste Lösungen schnell und unkompliziert umgesetzt werden.

Schritt für Schritt zur Begegnungszone in Graz

Videotitel: Grüne Meile - Begegnungszone Zinzendorfgasse

Über mehrere Jahre wurde die Zinzendorfgasse im Grazer Univiertel in eine Begegnungszone umgewandelt. Wo vorher vor allem Autos unterwegs waren, sind heute zahlreiche Fußgänger:innen und Radfahrer:innen zu sehen. Auch die Unfallzahlen konnten verringert werden und von der verbesserten Aufenthaltsqualität profitieren auch die Gewerbetreibenden.

Der Weg zur begegnungsreichen Zinzendorfgasse:

  • 2022: In einem umfassenden Bürger:innen-Beteiligungsprozess der vom Gassenfest „Zinzengrinsen“ mit Informationsständen über öffentliche Dialogabende, Online-Beteiligung bis hin zu einer Planungsausstellung und Begehungen reichte, wurden viele Sorgen und Ideen zur Gasse gesammelt, die in die Planung einflossen.
  • 2023: Pflanzentröge und Sitzmöbel wurden aufgestellt und die Fahrbahn teilweise gelb angemalt, um die gleichberechtigte Nutzung zu verdeutlichen. Informationsblätter und eine zentrale Ansprechstelle begleiteten den Umbau.
  • 2024: Anrainer:innen, Unternehmer:innen und Passant:innen wurden zur Neugestaltung der Straße befragt.
  • 2025: Das Feedback wurde aufgenommen und die Umgestaltung geht weiter: Wo möglich, werden Bäume aus den Pflanztrögen in den Boden gepflanzt, die Möblierung wird verbessert und Stellplätze werden besser markiert.

Mehr dazu: Stadt Graz

Pop-up Park vor dem Haus der Musik in Innsbruck

bunte Sitzmöbel auf einem Platz, dazwischen große Stauden in Blumentöpfen. Menschen liegen darauf und gehen über den Platz.

Zunächst nur als Aufwertung der Kiebachgasse während eines Umbauprojektes 2024 gedacht, wurde die sogenannte „Urban Blooms“-Aktion nun schon an mehreren Plätzen in der Innsbrucker Innenstadt wiederholt. Bäume und Blumen in Pflanztrögen, auf den Boden aufgemalte Spiele, Tischtennistische und Sitzmöglichkeiten ermöglichen das Verweilen auf ansonsten asphalt-dominierten Plätzen. Die bunten Module lassen sich beliebig zu Inseln zusammenstellen und sind zu einem gefragten Konzept zur Aufwertung öffentlicher Räume geworden. Passant:innen und Anrainer:innen freuen sich über Sitz- und Spielmöglichkeiten und Begrünung und können sich an die neue Nutzung des öffentlichen Raums gewöhnen. Die temporäre Möblierung lädt außerdem ein, über eine weitere, langfristige Umgestaltung der Gasse nachzudenken.

Mehr dazu: Stadt Innsbruck

Start in der Europäischen Mobilitätswoche

Die Europäische Mobilitätswoche (EMW) findet jedes Jahr vom 16. bis 22. September statt. In dieser Zeit beteiligen sich Gemeinden, Städte, Regionen, Schulen und Vereine mit vielfältigen Aktionen rund um nachhaltige Mobilität. Viele nutzen die Woche als idealen Startpunkt für Realexperimente: Mit der Aufmerksamkeit der Kampagne lassen sich neue Ideen direkt ausprobieren und gleichzeitig öffentlich bewerben. So entsteht Schwung für Veränderungen, die über die Woche hinaus wirken.

EMW Ella Maskottchen: Mädchen mit Zopf. Sie geht mit Schultasche am Rücken
Edgar Maskottchen: älterer Senior mit Gehhilfe